Can “Cansky” – Überraschungszuwachs für Counterstrike

Was machst du, wenn zu Hause das Internet zu schlecht ist, um gescheit zu Zocken und Streamen? Du ziehst nach Deutschland. Warte was? Deutschland hat einen guten Netzausbau? Wenn man Can “Cansky” fragt, definitiv besser als in seiner Heimat der Türkei. Ob es für ihn nun der Hauptgrund war, sein Studium im Ausland zu machen, sei dahingestellt, dass es ein Faktor war, ist aber klar. So studiert der 19-Jährige nun jedenfalls in Deutschland Mechatronik im Bachelor – und spielt im CS:GO University Team von Munich eSports.

Da ihm die deutsche Sprache nach gut einem Jahr im Land noch etwas schwer fällt, wurde das Interview zu diesem Artikel in Englisch abgehalten. Wir bitten daher Übersetzungsfehler und möglicherweise etwas freier nacherzählte Inhalte mit einem Schmunzeln zu sehen. Englisch hingegen liegt Can zweifellos. Akzentfrei und ohne Schwierigkeiten könnte man ihn fast für einen Muttersprachler halten. Wie kommt man zu sowas? Ein wenig Schulbildung ja, aber den größte Ausschlag haben bei ihm Gaming, englische Shows und Filme sowie die Kommunikation mit einer internationalen Community in Onlinespielen gemacht. Da sage noch einer, dass Videospiele keine Lerneffekte haben. Und damit hat Cansky nach eigenen Angaben genügend Erfahrung. Begonnen hat alles mit jungen Jahren und dem RC Racing Game “Revolte” aus dem Jahr 1999. Einen großen Einfluss hatten dabei auch seine Eltern, die als Ingenieure beruflich den ersten PC mit nach Hause brachten. So spielte Can seit er eine Maus halten konnte.

Nach kurzem Wechsel zur Playstation ging es wieder zurück zu überwiegend Computerspielen. Mit Minecraft als sein meistgespieltes Game, ist es beachtlich, dass Counterstrike es mit über 4000 Stunden nur auf Platz 2 schafft. Diese Hingabe ist auch in der Hinsicht überraschend, da er sich in der Türkei an einen Ping von nicht unter 100ms gewöhnen musste. Trotzdem kämpfte er sich durch den Grind, bis in Deutschland das Internet die Sache wesentlich angenehmer machte. Von Faceit Level 9 bis zur 3000er Elo (Top 300 DE) konnte er sich dadurch verbessern. Auch rund um den PC zeigt Can großes Interesse, die Neugierde für die Technik und ein Quäntchen Einfluss von den Eltern bewegten ihn dazu, Mechatronik zu studieren.

Nach dem Umzug startete er auch recht bald mit dem Streaming. Der Gedanke dabei war, wenn er schon eine ungesunde Menge an Zeit in Videospiele steckt, warum sollte er es dann nicht auch mit anderen teilen? So entwickelte sich für ihn ein reges Streaming, neben dem Fokus auf Counterstrike sind ab und zu auch andere Shooter wie Escape from Tarkov oder Valorant zu sehen. Es gab auch eine Phase, während der er sich im Online MMO Elder Scrolls Online verloren hatte. Entspanntes Herumwandern und Erkunden mit chiliger Musik im Hintergrund, die ein oder andere Quest erledigen, hier und da mal einen Boss angehen, das alles hat für ihn den Reiz ausgemacht. Seitdem streamt er alles worauf er Lust hat, solange er findet, dass er sich auch selbst dabei zuschauen würde. Ein wirkliches Ziel hat Can dabei nicht, er selbst legt Wert darauf eine gute Zeit zu haben und besonders auch mit Anderen zu chatten. Die menschliche Komponente findet er sehr wichtig, da gerade Chatinteraktion und der Austausch mit neuen Leuten immer die interessantesten Inhalte produzieren. Natürlich gibt es dann doch den gewissen Qualitätsanspruch: es muss unterhaltsam bleiben und wenn Faceit CS:GO gegrindet wird muss eine gute Leistung abgeliefert werden. So wird man in seinem Stream immer eines von beidem finden, gutes Gameplay oder eine entspannte Zeit.

Neben CS:GO als favorisiertem Spiel beim Zocken, hat er 2016 auch angefangen der Profiszene zu folgen. Der Traum war schon immer einmal in einem Profiteam zu spielen und mal vom kompetitiven Gaming zu leben. Großes Vorbild sind hierbei Team Complexity und der Spieler “blameF”, die Can durch ihre starke Mentality und steile Karriere überzeugten. Da bietet das Streaming natürlich eine gute Plattform vielleicht doch eines Tages per Zufall entdeckt zu werden. Allerdings muss dafür auch die Performance stimmen und so spielt Cansky sehr viel Matchmaking, um sich selbst zu verbessern. Ihm ist klar, dass dieser Traum nahezu unantastbar ist, doch wenn die Möglichkeit entstünde, würde er keine Sekunde zögern sich voll reinzustürzen. Aktuell ist er aber noch voll engagiert, bei Munich eSports alles zu geben. Hier hin zu kommen war allerdings auch alles andere als geplant. Als er sich nach Studienbeginn bei der Uniliga nach einem Team erkundigte, war die Auswahl eher rar, besonders da Englisch zur Kommunikation von ihm präferiert wurde. Als sich dann allerdings Jan “Jannemann” auf der Suche nach einem Spieler für die kommende Season bei ihm meldete, hat es schnell gefunkt. Die geteilte Erwartung, sich zusammen zu verbessern und nicht nur zum Spaß zu spielen, hat einfach gepasst. So spielt er seit dem Wintersemester 2020 nun für München, hat auch Gefallen an der Community gefunden, wo man immer mal jemanden zum Zocken findet. Ein Reallife-Treffen in Form eines Bootcamps musste coronabedingt leider ausfallen, wird aber mit Sicherheit nachgeholt.

In Zukunft soll es in Chansky’s Stream mehr Inhalte aus dem Verein geben. Die Übertragung von Matches aus seiner POV, Trainings und mehr stehen schon auf dem Plan, sobald die Klausuren geschafft sind. Denn auch wenn das Gaming unendlich Spaß macht und er damit gerne seine Zukunft gestalten würde, so ist ihm doch immer bewusst, dass man bodenständig bleiben muss. Das Studium wird für ihn daher weiterhin etwas mehr Priorität erhalten. Seinen Fachbereich möchte er weiter erkunden, um zu herauszufinden, ob auch hier in Zukunft seine Wunschbeschäftigung liegen könnte, natürlich neben dem Gaming.

Und so könnt ihr Cansky finden: